Drüben im Sprachlog (und auf Twitter) hat Susanne ja gerade Überlegungen zu einer Verdeutschung des Podcasts gesammelt. Wie es der Zufall so will, stolpere ich jetzt über die Internetseite www.deutschretten.com (hätte es da nicht auch eine .de-Endung gegeben, tststs …) — eine weitere Seite, auf der deutsche Entsprechungen zu „denglischen“ Ausdrücken angegeben werden (weil: Denglisch bedroht ja die deutsche Sprache und so).
Die mediale Aufbereitung ist etwas peppiger als der VDS-Anglizismenindex, aber sehr viel mehr als dieser steckt im Grunde auch nicht dahinter. Neben einigermaßen naheliegenden Fällen wie „Juice„: „der Saft“ oder „Bacon„: „der Speck“ darf natürlich das „Public Viewing“ nicht fehlen — angegeben als „Öffentliche Vorstellung“ (Beispielsatz: „Die öffentliche Vorstellung des Weltmeisterschaftsspiels verursachte einen sprunghaften Anstieg des Brezelkonsums.“). Warum sind wir auf diese Lösung nicht schon früher gekommen. Und sagt man das dann eigentlich auch für die öffentliche Aufbahrung von Toten?
Ein weiterer, sehr kritischer und deutschbedrohender Fall ist ja bekanntlich „Shampoo“ (hätten Sie jetzt vielleicht gar nicht so schlimm eingeschätzt, oder?). Aber man kann ja auch „Haarwaschmittel“ dazu sagen. Oder „USA“ — auch ganz schlimm, viel besser: „die Vereinigten Staaten von Amerika“ (ernsthaft!?). Statt „Er ist Single“ ist es auch viel schöner, „Er ist eine allein lebende Person“ zu sagen, und nur mal für die Leute, die immer behaupten, die englischen Ausdrücke seien viel kürzer und knackiger: für „BahnCard“ ist doch wirklich „die Rabattkarte der deutschen Bahn“ die bessere Lösung.
Zu „Sale“ und „Schlussverkauf“ wurde ja bereits festgestellt: „Ein Sale ist kein Schlussverkauf und kein Ausverkauf“ (welt.de). Ob „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ für „No risk, no fun“ wirklich die ganz adäquate Alternative ist, daran habe ich doch meine Zweifel; sicherlich nicht angemessen ist jedenfalls „Haarlack“ als Entsprechung zu „Haarspray“ (dazu nur mal der Link auf den ersten Google-Treffer zu dem Thema; die Gendersensiblen mögen bitte das Mädchenrosa auf der Seite gnädig übersehen) und auch bei „Grapefruit“ und „Pampelmuse“ wird es zumindest kritisch.
Ich habe ja wirklich nichts dagegen, wenn Leute lieber 𝖉𝖊𝖚𝖙𝖘𝖈𝖍𝖊 Wörter (langes S war leider aus) verwenden als „denglische“, aber wenn, dann doch bitte ein bisschen weniger dilettantisch. Sonst müssten sie sich mal fragen, wer die deutsche Sprache wirklich „bedroht“.
Einen, einen einzigen einigermaßen brauchbaren Gag (sorry: Scherz) haben die Macher dann doch auf ihrer Seite versteckt (oder soll die ganze Seite ein Scherz* sein?), nämlich unter „Twittern und Facebooken„: dazu sage man doch besser „Katzen“, wie in: „Ich verbringe meine Nächte meistens mit katzen. / Gestern habe ich diese tolle Sache beim Katzen gefunden.“
Zu Podcast haben sie da aber, so weit ich sehe, auch keine „Übersetzung“ gefunden.
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*) Denglisch auch: „Marketing-Gag“, für die Bücher der beiden Autoren
„Marketing-Gag“? Da kriegt man ja Schnappatmung! Das hätte doch ganz bestimmt „Vermarktungs-Scherz“ heißen müssen. Oder „Die Buchveröffentlichung ergänzendes scherzhaft-spielerisches Lernangebot zur Förderung des Verkaufs“.