Auf change.org läuft gerade eine Petition mit dem Ziel, die als sexistisch kritisierte Beschreibung des Wortes woman in Wörterbüchern des Verlags Oxford University Press (OUP) zu ändern.
Kritisiert werden
- Synonyme, die zu woman gegeben werden (‚Bitch, besom, piece, bit, mare, baggage, wench, petticoat, frail, bird, bint, biddy, filly‘)
- Beispiele wie ‘Ms September will embody the professional, intelligent yet sexy career woman’ oder ‘I told you to be home when I get home, little woman’
- der Bearbeitungsumfang von woman, der deutlich geringer als der von man sei.
Gefordert wird,
- alle Formulierungen und Definitionen zu tilgen, die Frauen diskriminieren und/oder bevormunden und/oder ein Besitzverhältnis von Männern gegenüber Frauen andeuten
- den Eintrag zu ‘woman’ zu vergrößern
- Beispiele aufzunehmen, die repräsentativ für Minderheiten sind, z. B. ‚a transgender woman, a lesbian woman‘.
Parallel dazu arbeitet man bei OUP bereits an dem Thema, wie der Guardian in einem interessanten Beitrag berichtet. Dabei habe man bereits etliche Fälle sexistischer Stereotype in den Beschreibungen ermittelt und geändert sowie Verwendungshinweise (wie ‚offensive‘ oder ‚derogatory‘) angepasst. Es sei aber nicht angedacht, Synonyme wie ‚bitch‘ zu tilgen:
The dictionary, said [Katherine Martin, head of language content and data at OUP], “reflects the way that language is used. It’s a mirror, and so it’s really important that it be a reliable, trustworthy, fact-based repository of information about the English language. That’s why if there’s a slur that exists, and it’s widely known, leaving it out would misrepresent the reality of the uses of the language.”
Erwähnenswert ist noch, dass die OUP-Wörterbücher auch von Apple und Google lizenziert sind. Ich kann nicht prüfen, an welchen Stellen die kritisierten Synonyme oder Beispielsätze überall auftauchen und wie sie präsentiert werden. Vollkommen ungeeignet wäre natürlich eine Darstellung der Synonyme ohne Hinweis auf ihre Konnotation (wie in der Petition). Bei lexico.com beispielsweise sind aber kritisierte Synonyme relativ deutlich mit unterschiedlichen Markierungen von ‚archaic, humorous‘ über ‚informal‘ bis ‚offensive‘ gekennzeichnet. Beispielsätze, in denen Frauen nicht gut wegkommen, stehen unter der Lesart „A peremptory form of address to a woman“ (da ist mir nicht ganz klar, ob diese ‚peremptory form‘ als etwas Normales dargestellt ist).
Bei OUP hat man natürlich geballtes lexikographisches Wissen zur Erstellung von Wörterbüchern. Trotzdem zeigt sich, dass über die Zeit Beschreibungen, die einst als normal empfunden wurden, heute angepasst werden müssen, da sie nicht mehr als neutral wahrgenommen werden. Insofern sind auch Initiativen von außen, wie solch eine Petition, Anstöße um Wörterbücher wirklich aktuell zu halten. Wo der Sprachgebrauch aber diskriminierend ist, kann vom Wörterbuch nicht erwartet werden, dies einfach auszublenden. Es muss in diesem Fall dann aber ausdrücklich darauf hinweisen, dass hier diskriminiert wird.
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