Die Bedeutungssektion des Artikels zu Türke bei Duden Online hat folgenden Aufbau:

1. Einwohnerbezeichnung
2. [in meinen Worten: eine Fälschung, Täuschung]

Die zweite Bedeutung, die mir bei diesem Substantiv in meiner Familie und meinem Umfeld nie im Gespräch untergekommen ist, ist noch im Partizip getürkt zu finden — das immerhin kenne ich. Darum geht es mir aber jetzt nicht.

Bemerkenswert finde ich vielmehr die Behandlung des Substantivs Türke als Einwohnerbezeichnung bei Duden (die identisch übrigens auch im Großen Wörterbuch der deutschen Sprache zu finden ist): Neben der Erklärung ‚Einwohnerbezeichnung‘ findet sich nämlich nur noch ein einziges, kommentiertes Beispiel, und das lautet

wir hatten Hunger und beschlossen, zum Türken (umgangssprachlich; in ein türkisches Restaurant) zu gehen.

Was soll man dazu nun sagen. Vielleicht Folgendes:

1) In diesem Beispiel wird Türke in einer übertragenen Bedeutung verwendet. Man kann sicherlich der Meinung sein, dass eine weniger übertragene Verwendung, die sich tatsächlich auf Personen bezieht, für ein erstes Wörterbuch-Beispiel angemessener ist, beispielsweise (aus aktuellem Anlass): „Hunderte Türken üben stillen Protest“ (n-tv.de) [und wir ignorieren in diesem Fall mal, dass da auch Türkinnen dabei sind]. Bei Grieche steht auf duden.de „Er ist Grieche“ (ohne weitere Beispiele); im Großen Wörterbuch steht „ihr Mann ist Grieche“ und dann folgt noch ein Beispielsatz, in dem „beim Griechen“ ebenfalls Bezug auf ein Restaurant nimmt. Sinnvoll ist es, vergleichbare Ausdrücke auch vergleichbar zu beschreiben.

2) Wenn jemand in Deutschland sagt: „Wir gehen zum Türken“, dann gehen sie vermutlich in Deutschland in ein türkisches Restaurant, dessen Inhaber ebenfalls nicht täglich aus der Türkei angereist kommt. Ein Einwohner ist aber, nach Duden, „jemand, der in einer Gemeinde, einem Land seinen ständigen Wohnsitz hat“. Es stellt sich also die Frage, ob die Kategorie ‚Einwohnerbezeichnung‘ überhaupt treffend ist. Für den zitierten Beispielsatz möchte ich dies verneinen; korrekt wäre hier evtl. ’nationalitätsbezogene Personenbezeichnung‘ oder so etwas ähnliches. Duden macht es sich mit der ‚Einwohnerbezeichnung‘ etwas leicht, was man aber auch unter dem Aspekt sehen muss, dass diese neben nationalitätsbezogenen Personenbezeichnungen auch regionenbezogene (etwa Andalusier, Bayer, Europäer) oder städtebezogene Personenbezeichnungen abdeckt (etwa Berliner, Erlanger [nicht Erlangener, um das hier mal klarzustellen]). Oberbegriffe könnten sein: ‚herkunftsbezogene Personenbezeichnung‘ oder ‚ortsbezogene Personenbezeichnung‘. Oder einfach ‚Personenbezeichnung‘ mit der Angabe des zugrunde liegenden Ortes/Landes/Kontinents usw.

3) Es gibt auch Restaurants, die nach türkischer Art zubereitete Mahlzeiten anbieten, die aber nicht von Türken geführt werden. Ja, ist nicht nur ein rabulistisches Gedankenspiel, hab ich schon gesehen. Wenn nun das im Beispiel genannte türkische Restaurant ein solches ist, stimmt nicht mal mehr der Bezug auf die türkische Person. Das mag nicht der typische Fall sein; es scheint mir aber sinnvoll, die übertragene Bedeutung ‚türkisches Restaurant‘ als eigene (Unter-)Lesart anzusetzen und von der ‚Einwohnerbezeichnung‘ etwas stärker loszulösen, als dies derzeit der Fall ist.

Ein umformulierter Artikel könnte dann etwa so lauten:

Tür|ke, der
1. a) Personenbezeichnung, zu Türkei: Ihr Mann ist Türke.
b) umgangssprachlich; übertragen, nach 1. a): türkisches Restaurant: Wir hatten Hunger und beschlossen, zum Türken zu gehen.
2. […]

Türkinnen und Türken beim türkischen Türken
Türkinnen und Türken (1a) beim türkischen Türken (1b)
(Quelle: Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.5), Urheber: Mehmet Ergun)