ein neuer duden und die widersprüche der afd

Ein neuer Rechtschreib-Duden ist erschienen. Andere haben darüber bereits berichtet.

Wie rp-online mitteilt, hat auch die AfD Notiz davon bekommen und Anstoß genommen. Letzteres, laut Angaben von rp-online, an der Aufnahme von Wörtern wie Alltagsrassismus, rechtsterroristisch oder Klimanotstand, die als „ideologisch“ kritisiert würden, sowie an Anglizismen:

„Kleine Gruppen“ wie Aktivisten, Journalisten oder Politiker wollten der Mehrheit der Bürger verordnen, wie sie zu sprechen hätten, so der AfD-Landtagsfraktionsvorsitzende [in Baden-Württemberg] Bernd Gögel. Zugleich warf die AfD dem Duden vor, zu viele Anglizismen wie Fridays for Future oder Hatespeech aufgenommen zu haben. [rp-online]

Dazu sei kommentiert: Offensichtlich ist es ja die AfD, die ihren Mitmenschen ganz ungefragt vorschreiben will, wie sie zu sprechen haben. Woher man sich die Autorität und Qualifikation anmaßt, entscheiden zu wollen, was „zu viele Anglizismen“ sind und dies dem Duden „vorzuwerfen“ (und damit implizit deren Streichung zu fordern), würde mich mal interessieren.

Über die zwingende Notwendigkeit der Aufnahme des einen oder anderen Wortes in den Duden könnte man sicherlich bei jeder neuen Auflage wieder streiten (wenn man ganz viel Zeit hätte) – ebenso über die Streichung von Wörtern, da ja gerade selten verwendete Wörter auch zum Nachschlagen im Wörterbuch führen können. Dass aber gerade Anglizismen wie Fridays for Future oder Hatespeech aufgenommen wurden, ist überhaupt nicht verwunderlich, da sie zum einen in der aktuellen Diskussion relevant sind und zum anderen problematisch hinsichtlich der Rechtschreibung sein können (Getrennt- oder Zusammenschreibung, Schreibung mit oder ohne Bindestrich, Groß- oder Kleinschreibung: bei rp-online steht „Fridays for Future“, bei br24.de „Fridays for future“, auf der Internetseite der Bewegung liest man auf der Startseite auch „Fridays For Future“ …).

Natürlich ist das Ziel der AfD mit solchen Äußerungen auch, gemeinsam mit dem Hashtag #duden in den Timelines aufzutauchen und Aufmerksamkeit zu erregen. Klappt ja auch. Aber sich über Bevormundung zu beklagen und gleichzeitig selbst bevormunden zu wollen, das ist eben auch typisch.

ein „statistisches wörterbuch über die vereinigten staaten“

Zunächst vorneweg: Alle, die sehr sensibel hinsichtlich der Einhaltung des aktuellen Stands der politisch korrekten Ausdrucksweise sind und bei Verstößen dagegen, auch in historischen Dokumenten, schnell psychisch angegriffen sind, sollten besser nicht weiterlesen.

In diesem Beitrag geht es um ein Nachschlagewerk, das 1853 in Leipzig erschienen ist, nämlich das „Statistische Wörterbuch über die Vereinigten Staaten“ von Karl Nauwerck (online bei Google Books). Statistische Wörterbücher sind – wenn man versucht, die Begrifflichkeiten auseinanderzuhalten – de facto Wörterbücher, die statistische Daten zu geographischen Orten angeben, die in dem Wörterbuch verzeichnet sind. De facto, weil die Wörterbücher eben entsprechend heißen (bzw. hießen), siehe den Titel des hier thematisierten Wörterbuchs. Heutzutage würde man bei einem solchen Nachschlagewerk vielleicht von einem Statistischen Jahrbuch sprechen.

Aus heutiger Sicht auffällig und schlicht kurios ist das „Statistische Wörterbuch über die Vereinigten Staaten“ von Nauwerck nicht zuletzt wegen seiner Kategorien und Bezeichnungen, die, damals „normal“, uns inzwischen sehr ins Auge fallen. Es ist in zwei Teile geteilt:

  1. ein Verzeichnis mit dem Titel „Vereinigte Staaten“, in dem auf das ganze Gebiet bezogen in alphabetischer Folge von „Ackerbau“ bis „Zwirn“ die „Objekte“ genannt werden, zu denen statistische Daten gegeben werden. Unter „Objekte“ (der Ausdruck ist von mir) fällt alles mögliche: erwartbare Einträge wie „Ausdehnung“ oder „Ausfuhr einheimischer Erzeugnisse“, aber beispielsweise auch „Eier“ (Zahl der erzeugten), „Gesangvereine, deutsche“ (Zahl der Mitglieder), „Gummischuhe“ (Zahl der importierten), „Regen- und Sonnenschirme“ (Zahl der importierten), oder Stämme amerikanischer Ureinwohner*innen (dort: Indianer), deren Zahl angegeben wird. Und auch Kategorien wie „Irre und Blödsinnige“, innerhalb der dann noch nach „Weißen“ und „Farbigen“, und bei den „Farbigen“ noch einmal nach der anteiligen Zahl der „Sklaven“ unterschieden wird. In vielen Artikeln hat das Nachschlagewerk eine chronologische komponente, indem nicht nur aktuelle Zahlen, sondern auch die der vergangenen Jahrzehnte angegeben werden. So erfahren wir beispielsweise, dass die Zahl der statistisch erfassten „Irren und Blödsinnigen“ sich bei den „Weißen“ zwischen 1840 und 1850 in etwa verdoppelt hat, während sie bei den „Farbigen“ um etwa ein Drittel zurückgegangen ist.
  2. ein zweites Verzeichnis ohne Titel, das nahtlos an das erste Verzeichnis anschließt und in dem ebenfalls alphabetisch von „Abingdon, Va“ bis „Zanesville, Oh“ geographische Orte (Bundesstaaten, Ortschaften, Berge, Flüsse) aufgelistet werden und dazu unterschiedliche statistische Daten verzeichnet sind. Dabei werden Daten, die im ersten Verzeichnis für das Gesamtgebiet aufgeführt werden, auf die kleineren Einheiten heruntergebrochen. So erfahren wir beispielsweise, wie viele freie Farbige es im Staat Indiana gibt; wie viele Sklaven (Rückgang von 135 im Jahr 1800 auf 0 im Jahr 1850 mit zwischenzeitlicher Steigerung auf 237 im Jahr 1810); und natürlich, wie viele „Irre“ (davon weiblich …), davon entweder „Blödsinnige“ (davon weiblich …) oder „freie Farbige“ (davon weiblich …), davon „Blödsinnige“ (davon weiblich …) …

Wenn man aber von einzelnen, inzwischen – sagen wir – veralteten Bezeichnungen absieht, ergeben sich da teilweise interessante Einblicke in die Welt der Vereinigten Staaten vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg und in die Kategorien, die damals wichtig waren bzw. schienen.

 

Statistisches Wörterbuch über die Vereinigten Staaten – Verzeichnis „Vereinigte Staaten“ (Auszug)

Statistisches Wörterbuch über die Vereinigten Staaten – Daten zu Indiana (Auszug)

this word does not exist – jetzt schon

Da hat sich drüben über dem großen Teich bzw. gleich nebenan in diesem Internet jemand ein Wörterbuch ausgedacht, das von einer Künstlichen Intelligenz geschrieben wird: www.thisworddoesnotexist.com.

Wohl gemerkt kein Wörterbuch, das ernsthafte Bedeutungserklärungen zu tatsächlich üblichen Ausdrücken generiert, sondern eines, das neue Wörter und dazu gleich noch die passenden Erklärungen erfindet, wenn auch nicht gänzlich zufällig:

the basic principle it uses is to look for patterns in data, which it tries to replicate. In this case, the data consisted of 8 million webpages, scraped from the most upvoted links on Reddit. Algorithms then map out when words appear next to one another and use this information to generate new sentences — and, apparently, new words. [Quelle: theverge.com]

Ein Beispiel:

Ein „smashstick“ ist also eine Süßigkeit (die laut Beispiel auch würzigen Thunfischgeschmack haben kann), die vom Wind zu einem Kreis geformt wird und z. B. von einer Teesorte warm gegessen wird.

Wenn man auf „Write your own“ klickt, kann man selbst ein Wort eingeben, zu dem der Algorithmus dann eine Erklärung generiert.

Ich habe den Eindruck, dass dieses Internetangebot die Welt eher poetisch bereichern wird als lexikografisch. Aber ich kann gut verstehen, dass man so eine Schnapsidee einfach mal in die Tat umsetzen will (in diesem Fall von Thomas Dimson (@turtlesoupy)).

petition zur änderung der beschreibung von ‚woman‘ in oxford-wörterbüchern und die gleichzeitigen bemühungen des verlags

Auf change.org läuft gerade eine Petition mit dem Ziel, die als sexistisch kritisierte Beschreibung des Wortes woman in Wörterbüchern des Verlags Oxford University Press (OUP) zu ändern.

Kritisiert werden

  • Synonyme, die zu woman gegeben werden (‚Bitch, besom, piece, bit, mare, baggage, wench, petticoat, frail, bird, bint, biddy, filly‘)
  • Beispiele wie ‘Ms September will embody the professional, intelligent yet sexy career woman’ oder ‘I told you to be home when I get home, little woman’
  • der Bearbeitungsumfang von woman, der deutlich geringer als der von man sei.

Gefordert wird,

  1. alle Formulierungen und Definitionen zu tilgen, die Frauen diskriminieren und/oder bevormunden und/oder ein Besitzverhältnis von Männern gegenüber Frauen andeuten
  2. den Eintrag zu ‘woman’ zu vergrößern
  3. Beispiele aufzunehmen, die repräsentativ für Minderheiten sind, z. B. ‚a transgender woman, a lesbian woman‘.

Parallel dazu arbeitet man bei OUP bereits an dem Thema, wie der Guardian in einem interessanten Beitrag berichtet. Dabei habe man bereits etliche Fälle sexistischer Stereotype in den Beschreibungen ermittelt und geändert sowie Verwendungshinweise (wie ‚offensive‘ oder ‚derogatory‘) angepasst. Es sei aber nicht angedacht, Synonyme wie ‚bitch‘ zu tilgen:

The dictionary, said [Katherine Martin, head of language content and data at OUP], “reflects the way that language is used. It’s a mirror, and so it’s really important that it be a reliable, trustworthy, fact-based repository of information about the English language. That’s why if there’s a slur that exists, and it’s widely known, leaving it out would misrepresent the reality of the uses of the language.”

Erwähnenswert ist noch, dass die OUP-Wörterbücher auch von Apple und Google lizenziert sind. Ich kann nicht prüfen, an welchen Stellen die kritisierten Synonyme oder Beispielsätze überall auftauchen und wie sie präsentiert werden. Vollkommen ungeeignet wäre natürlich eine Darstellung der Synonyme ohne Hinweis auf ihre Konnotation (wie in der Petition). Bei lexico.com beispielsweise sind aber kritisierte Synonyme relativ deutlich mit unterschiedlichen Markierungen von ‚archaic, humorous‘ über ‚informal‘ bis ‚offensive‘ gekennzeichnet. Beispielsätze, in denen Frauen nicht gut wegkommen, stehen unter der Lesart „A peremptory form of address to a woman“ (da ist mir nicht ganz klar, ob diese ‚peremptory form‘ als etwas Normales dargestellt ist).

Bei OUP hat man natürlich geballtes lexikographisches Wissen zur Erstellung von Wörterbüchern. Trotzdem zeigt sich, dass über die Zeit Beschreibungen, die einst als normal empfunden wurden, heute angepasst werden müssen, da sie nicht mehr als neutral wahrgenommen werden. Insofern sind auch Initiativen von außen, wie solch eine Petition, Anstöße um Wörterbücher wirklich aktuell zu halten. Wo der Sprachgebrauch aber diskriminierend ist, kann vom Wörterbuch nicht erwartet werden, dies einfach auszublenden. Es muss in diesem Fall dann aber ausdrücklich darauf hinweisen, dass hier diskriminiert wird.

er sitzt davor, davor, davor … oder dahinter?

  • A sitzt den ganzen Tag vor dem Computer.
  • A sitzt den ganzen Tag hinter dem Computer.

Wer ist fleißiger, „A“ im ersten Satz oder „A“ im zweiten Satz?

Spontan würde ich sagen, das „Hinter-dem-Computer-Sitzen“ ist deutlich fleißiger als das „Vor-dem-Computer-Sitzen“. Das ist aber nur bauch- und nicht corpusgestützt.

Darauf aufmerksam gemacht hat mich der Taalpost-Newsletter von OnzeTaal. Im Niederländischen ist es demnach genauso: „Vor dem Bildschirm zu sitzen“ deutet eine passive Berieselung an, „Hinter dem Bildschirm zu sitzen“ eine aktive Tätigkeit.

Davor oder dahinter … denken Sie mal darüber nach (nicht darunter).

PS: Shoutout an Wencke Myhre natürlich … 🤜🤛

PPS: Nichts zu danken für den Ohrwurm, den Ihr jetzt habt.

lexikographielexikon – das werk ist vollendet

„Es“, das WLWF, das Wörterbuch zur Lexikographie und Wörterbuchforschung – es ist vollbracht! Die Geschichte lehrt uns eigentlich, dass große Wörterbuchprojekte immer mehr Zeit brauchen, als man das anfänglich plant – allein ob wir aus der Geschichte lernen … Im vorliegenden Fall ist zwischen dem Erscheinen des ersten und dem jetzigen Erscheinen der abschließenden Bände eine Dekade vergangen.

Eine Dekade, in der der ursprüngliche Haupt-Herausgeber, Herbert Ernst Wiegand, verstorben ist; ebenso der Bearbeiter der bulgarischen Übersetzungen, Pavel Petkov. Eine Dekade, in der der Ich-Erzähler dieses Lexikographieblogs, und ab dem zweiten Band WLWF-Mitherausgeber, von der universitären Tätigkeit in die „freie Wirtschaft“ gewechselt hat. Eine Dekade, in der aber auch 27263 Wörterbuch- und Verweisartikel (davon 5709 Wörterbuchartikel) entstanden sind (Angaben aus dem Nachwort des WLWF; nicht mitgezählt sind gestrichene und verworfene Lemmakandidaten). In der aus urspünglich vier geplanten Bänden fünf geworden sind, selbst wenn einige Artikel, die aus systematischen Gründen enthalten sein sollten, aufgrund des Todes von H.E. Wiegand nur in rudimentärer Form abgedruckt werden konnten. Maßgeblich geprägt von Wiegand, deuten die Zahlen die Tiefe an, in der die Lexikographie und Wörterbuchforschung hier durchdrungen ist (bisher erschienene Fachwörterbücher zur Lexikographie enthielten weniger als 2000 Wörterbuch- und Verweisartikel).

Bei meinen Recherchen zu Wörterbuchartikeln – einige davon zu Wörterbuchtypen, von denen ich den Eindruck habe, dass sie noch nie vorher definiert worden sind – bin ich auch auf Beispiele gestoßen, die ich hier in der nächsten Zeit immer mal einfließen lassen werde. Bis dahin feiere ich die Vervollständigung dieses großen Fachwörterbuchs.

Wörterbuch zur Lexikographie und Wörterbuchforschung (WLWF), 5 Bände

Alle Bände:

Wörterbuch zur Lexikographie und Wörterbuchforschung. Dictionary of Lexicography and Dictionary Research. Mit englischen Übersetzungen der Umtexte und Definitionen sowie Äquivalenten in neun Sprachen.

  • Band 1: Systematische Einführung; A – C. Hrsg. und bearb. von Herbert Ernst Wiegand, Michael Beißwenger, Rufus H. Gouws, Matthias Kammerer, Angelika Storrer und Werner Wolski. Berlin/New York: De Gruyter, 2010.
  • Band 2: D – H. Hrsg. und bearb. von Herbert Ernst Wiegand, Michael Beißwenger, Rufus H. Gouws, Matthias Kammerer, Michael Mann, Angelika Storrer und Werner Wolski. Berlin/Boston: De Gruyter, 2017.
  • Band 3: I – U. Hrsg. und bearb. von Herbert Ernst Wiegand, Rufus H. Gouws, Matthias Kammerer, Michael Mann und Werner Wolski. Unter Mitarbeit von Michael Beißwenger und Angelika Storrer. Berlin/Boston: De Gruyter, 2020.
  • Band 4: V – Z; Nachträge und Gesamtregister A – H; Symbolverzeichnis; Wörterbuchbasis. Hrsg. und bearb. von Herbert Ernst Wiegand, Rufus H. Gouws, Matthias Kammerer, Michael Mann und Werner Wolski. Unter Mitarbeit von Michael Beißwenger und Angelika Storrer. Berlin/Boston: De Gruyter, 2020.
  • Band 5: Äquivalentregister. Hrsg. und bearb. von Herbert Ernst Wiegand, Rufus H. Gouws, Matthias Kammerer, Michael Mann und Werner Wolski. Unter Mitarbeit von Michael Beißwenger und Angelika Storrer. Berlin/Boston: De Gruyter, 2020.

Jeweils unter Mitarbeit von Bearbeiterinnen und Bearbeitern der Übersetzungen: Ekaterina Butina-Koller (Russisch, Bd. 1–5), Rute Costa (Portugiesisch, Bd. 1–5), Milka Enčeva (Bulgarisch, Bd. 2–5), Mª Teresa Fuentes Morán (Spanisch, Bd. 1–5), Laura Giacomini (Italienisch, Bd. 1–5), Rufus H. Gouws (Afrikaans, Bd. 1–5; Englisch, Bd. 3–5), Franz Josef Hausmann (Französisch, Bd. 1–5), Maria Hegner (Französisch, Bd. 1–5), Regina Hessky (Ungarisch, Bd. 1–5), Zita Hollós (Ungarisch, Bd. 1–5), Pavel Petkov (Bulgarisch, Bd. 1–5), Giovanni Rovere (Italienisch, Bd. 1–5), Stefan J. Schierholz (Portugiesisch, Bd. 1–5), Maria Smit (Englisch, Bd. 1–5), Pavlina Zlateva (Bulgarisch, Bd. 3–5).

Siehe auch:

silvestervokabular

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit

  • Blinkstern-Bukett
  • Bomben-Effekt-Raketen
  • Brillant-Bombetten in 6-facher Effekt-Formation
  • Brillant-Fontänen-Batterien
  • Brokat-Buketts
  • Brokat-Flimmer-Sterne
  • Brokat-Knatterkometen
  • Brokatwolken
  • Crackling-Aufstiege
  • Crackling-Blumen
  • Crackling-Lanzen
  • Crackling-Sterne
  • Crossette-Stern-Effekte
  • Cuckoo Cuckoo Fontäne
  • Doppelschlag-Bomben-Buketts
  • Effekthöhe
  • Explosivmasse
  • Farbstern-Buketts
  • fertig verleitet
  • Feuerlanzen
  • Flash-Rakete
  • Gold-Aufstieg
  • Goldblinker
  • Gold-Buketts
  • Gold-Effekt-Füllung
  • Hawk-Raketen
  • Helios-Wirbel
  • Juwel-Bomben-Buketts
  • Knatter-Aufstieg mit Wechselschüssen
  • Knatter-Effekt
  • Knatter-Feuertopf
  • Knatter-Fontäne
  • Knattersternsäulen
  • Knatterweiden
  • Kometen-Aufstiege mit Knatterregen
  • Leucht-, Sound- und Knall-Artikel
  • Leucht- und Knatterstern-Meere
  • Leuchtstern-Buketts
  • Mini Chucko
  • mit lauten Pfeifen
  • Multi-Colour-Bombenbuketts
  • Palmstar-Effekte mit Crackling
  • Palmsterne
  • Pfeifenbatterie
  • Pfeifschwärmer
  • Popping-Stars
  • Power-Luftheuler
  • Prachtstern-Rosetten
  • Purple Ringbomben
  • Ringbomben-Rakete
  • Silber-Kracher
  • soundstarke Heuler
  • Stern-, Zerleger- und Ring-Bomben-Effekte
  • Stern-Buketts in Blau mit quirligen roten und grünen Fischen
  • Trickknaller
  • Überraschungsvulkane
  • Verwandlungs-Bouquets
  • Wechselschuss-Kometen
  • Weiden- und Knatter-Effekte

… und einen guten Rutsch!

#bettstattböller

nukular

Kürzlich bei Instagram aufgeschnappt (Inhalt ist mir nicht bekannt):

e50daf71c8db308159808686331e6359

(Via Sovietvisuals, via some Mike Cole)

 

das lorm-alphabet

Das Lorm-Alphabet ist ein Kommunikationsmittel von Taubblinden, sowohl untereinander als auch mit nicht-taubblinden Menschen. Die Verständigung erfolgt dabei über Berührung, nämlich Tipp- und Streichgesten des aktiven, „sprechenden“ Kommunikationspartners in die Handinnenfläche des passiven, „lesenden“ Partners. Entwickelt wurde das System von Hieronymus Lorm, der am 9. August 1821 geboren wurde und im Laufe seines Lebens selbst von Taubblindheit betroffen war.

Das Kommunizieren mittels Lorm-Alphabet wird auch als „Lormen“ bezeichnet und dieses Verb entsprechend durchkonjugiert: „Gelormt wird in die linke oder rechte Hand des Empfängers.“ [Wikipedia]

Lorm-Alphabet (deutsch) [Quelle: Flappiefh / Wikipedia, CC BY-SA 3.0]

duden-bildwörterbuch (1935)

Es passiert ja tatsächlich (wenn auch zugegebenermaßen ziemlich selten), dass ich gefragt werde, ob ich denn abends im Bett Wörterbücher lese. Die Antwort darauf lautet: nicht sehr oft. Ein Wörterbuch, das ich tatsächlich schon abends im Bett durchgeblättert habe, ist das Duden-Bildwörterbuch von 1935. Das ist mal wirklich aus verschiedenen Gründen ein spannendes Buch – mit kuriosen, absurden, amüsanten und durchaus auch verstörenden Abbildungen. Es ist daher an der Zeit, diesem Wörterbuch einen Beitrag zu widmen.

Erschienen ist das Wörterbuch, wie gesagt, 1935 – zwei Jahre nachdem Hitler und die NSDAP an die Macht gekommen waren. Diese gesellschaftlichen und politischen Umstände machen sich auch im Wörterbuch bemerkbar, wenn etwa unter „Wehrverbände“ SA- und SS-Männer mit typischen Utensilien, Fahnen usw. abgebildet werden; wenn etwa unter „Jugend“ neben den Pfadfindern und den Wandervögeln auch die „nationalsozialistische Jugend“ portraitiert wird; wenn unter „Grußformen“ der „Deutsche Gruß“ abgebildet ist; wenn an unterschiedlichen Stellen immer mal Hakenkreuze auftauchen. Aber spannend sind auch und gerade andere Abbildungen, die nicht unmittelbar Bezug zum Nationalsozialismus haben, sondern weitere Aspekte zeigen, denen man alleine aufgrund ihres Vorhandenseins im Wörterbuch dann ja gerne auch eine zeitgenössische Relevanz zusprechen möchte.

Beispielsweise teilt sich die Abbildungen zu den „Grußformen“ eine Seite mit einer Abbildung zum Thema „Rauferei“; versehen mit Erläuterungen wie „9 gibt 8 einen Fußtritt (Tritt) ins Gesäß (in den Hintern) und holt zu einem Schlag (Hieb) mit dem abgebrochenen Stuhlbein a aus“:

Abbildung einer Rauferei

„Die Rauferei“ aus Duden-Bildwörterbuch (1935)

Man beachte auch die dezent an der Wand verteilten Geweihe. Wie aus dem Bauerntheater.

Einen Einblick in den damaligen Schulunterricht bietet die folgende Abbildung, inklusive Rohrstock (5), Spucknapf (11) und „Eckensteher“ (10):

Abbildung einer Klassenzimmers

„Die Schulstunde“ aus Duden-Bildwörterbuch (1935)

Deutlich moderner war man da schon in der Architektur – das Bauhaus lässt grüßen:

Abbildung verschiedener Haustypen

„Haustypen“ aus Duden-Bildwörterbuch (1935)

Im Inneren der Häuser war dann aber doch vieles anscheinend noch eher altbacken, der Abbildung zur „Diele“ nach zu urteilen:

Abbildung einer Diele

„Die Diele“ aus Duden-Bildwörterbuch (1935)

Man beachte auch hier wieder die Geweihe an der Wand – neben dem modernen „Wandfernsprecher“ (22).

Nicht alles aber ist so harmlos; so ist zwischen den Themen „Rechtspflege (Justiz)“ und „Vorkriegsuniformen I“ eine Bildtafel zum Thema „Folter und Hinrichtung“ abgebildet, die allerlei Unschönheiten kompakt versammelt (u. a. die Verbrennung einer „Hexe“ (D 7)):

Abbildung von Foltermethoden

„Folter und Hinrichtung“ aus Duden-Bildwörterbuch (1935)

Apropos „Vorkriegsuniformen“: Dem Thema Kriegsführung und Militär wird verhältnismäßig viel Platz eingeräumt. Mehr als 20 Bildtafeln beschäftigen sich mit Themen wie „Schießausbildung“ (4 Doppelseiten!), „Manöver“, „Stellungskrieg“, „Seekrieg“ oder „Kasernenwesen“ (dazu die folgende Abbildung).

Abbildungen unterschiedlicher Aspekte des Kasernenlebens

„Kasernenleben II“ aus Duden-Bildwörterbuch (1935)

Unter anderem zeigt die Abbildung den Grundriss der Aufstellung einer Schützengruppe (A, C) und so ziemlich alles, was zu einem „leichten Maschinengewehr“ gehört (B).

Faszinierend sind dann wiederum Abbildungen unter „Manöver: Der Nachrichtendienst“ wie die Brieftaube mit Fotoapparat und der „Meldehund“ mit Gasmaske:

Abbildung einer Brieftaube mit Fotoapparat Abbildung eines Hundes mit Gasmaske
Beide Abbildungen: „Der Nachrichtendienst“ aus Duden-Bildwörterbuch (1935)

In der zweiten Auflage dieses Bildwörterbuchs, die 1958 erschien, ist von diesen über 20 Militär- und Kriegsabbildungen übrigens nicht eine einzige übernommen worden. 13 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird die Militärthematik komplett ausgeklammert und mehr oder weniger das einzige, das daran erinnert, ist dann ein „Soldatengrab“ auf dem Friedhof.

Aber auch für die Tiere waren es schon damals keine rosigen Zeiten, wie abschließend die Abbildung zum „Schlachtviehhof“ mit „Schlachtmaske“ (B 2a) bzw. „Schussmaske“ (C 1) zeigt, anhand der man sich dann bildlich vorstellen kann, wie es für die Kuh zu Ende geht:

Abbildungen des Schlachtens und von Schlachtgeräten

„Das Schlachten“ (B) und „Schlächtergeräter“ (C) aus Duden-Bildwörterbuch (1935)

Mit solchen Abbildungen hat mich dieses Wörterbuch komplett für sich eingenommen. Ein weiteres zeitgenössisches Wörterbuch, der Sprach-Brockhaus von 1935, der sich ebenfalls als „Bildwörterbuch“ bezeichnet (der aber eigentlich ein relativ unspektakuläres alphabetisches Bedeutungswörterbuch ist, das zu manchen Einträgen auch ziemlich biedere Abbildungen aufführt), kommt da bei Weitem nicht ran. Das Duden-Bildwörterbuch von 1935 dagegen ist ein Buch, das man auch wirklich gut abends vor dem Schlafengehen noch anschauen kann.