Die Bezeichnungen Whisky und Whiskey sind — laut Wörterbuch — nicht frei austauschbar: erstere bezeichnet ein schottisches Getränk, letztere ein irisches oder amerikanisches Getränk. Dazu Duden online:
Whisky: ‚aus Gerste oder Malz hergestellter [schottischer] Branntwein mit rauchigem Geschmack‚
Whiskey: ‚irischer oder amerikanischer Whisky, der aus Roggen oder Mais hergestellt ist‚
Whisky wird in der Bedeutungserklärung von Whiskey als Gattungsbegriff (genus proximum) verwendet, sozusagen als (bekannte) Grundform, auf deren Bedeutung Whiskey dann aufbaut. Interessant wird’s, wenn man mal die eine Bedeutungserklärung in die andere einsetzt. Dann ist ein Whiskey ein „irischer oder amerikanischer aus Gerste oder Malz hergestellter Branntwein, der aus Roggen oder Mais hergestellt ist„. Ein aus Gerste oder Malz hergestellter Branntwein, der aus Roggen oder Mais hergestellt ist? Ja was denn nun … bei so viel „oder“ könnte da am Ende noch Hafer drinnen sein.
Ein Grund dafür, Whisky als bekannte Grundform anzusetzen, wäre, dass im DeReKo (via COSMAS) die Form Whisky mit 7722 Treffern mehr als doppelt so häufig zu finden ist wie die Form Whiskey (3534 Treffer). Der schottische Whisky oder das britische Englisch scheinen hierzulande einen größeren Einfluss zu haben als die Iren oder die Amis. In den DeReKo-Texten nimmt man die Duden-Bestimmungen im übrigen nicht ganz so genau: In gut 25 % der Fälle wird auch das irische Getränk ohne e, also Whisky geschrieben.
Eine interessante Einsicht in das Englische erlaubt macmillandictionary.com, wo es eine Bedeutungserklärung fürs britische Englisch (BE) und eine fürs amerikanische Englisch (AmE) gibt. Demnach ist whiskey in der BE-Erklärung — wie im Duden — ein irisches und amerikanisches Gebräu, in der AmE-Erklärung wird zusätzlich auch Schottland als Herkunftsland bei whiskey genannt. Whisky dagegen, in der BE-Erklärung wie im Duden nur für schottischen Whisky verzeichnet, wird in der AmE-Erklärung als rein britische Schreibvariante bezeichnet.
Bei merriam-webster.com, einem amerikanischen Wörterbuch, gibt es gar keinen Eintrag für whisky, sondern nur für whiskey (ebenso im OAAD); und im britischen OALD dafür nur für whisky mit dem Hinweis „(US, Irish English whiskey)“. Während also der deutsche Duden und das Macmillan Dictionary in der BE-Version das Land, aus dem das Getränk kommt, in den Mittelpunkt der Bedeutungserklärung stellen und auch die Schreibweise danach differenzieren, wird in der AE-Version des Macmillan Dictionary, im Merriam-Webster und den Oxford-Wörterbüchern rein die sprachliche Varietät BE oder AmE betrachtet.
Diese unterschiedliche Fokussierung läuft zwar in vielen Fällen auf dasselbe hinaus, aber gerade beim Scotch whisky muss man sich dann entscheiden. Ort der Herkunft oder Ort der Wortverwendung — das ist die Frage. Im British National Corpus (BNC) ist die sowieso heimische Variante Scotch whisky klar vorne (244 Treffer), Scotch whiskey ist nur viermal zu finden. In den Texten des Corpus Of Contemporary American English (COCA) finden sich dagegen neben 31 Treffern für die „britische“ Variante Scotch whisky auch 20 für die „amerikanische“ Variante Scotch whiskey:*
Trotzdem liegt auch im Amerikanischen die Verwendung wie am Herkunftsort, die britische Variante, die ja (vermutlich) auch auf der Flasche draufsteht, vorne.
Der kanadische Whisk(e)y wird in den obigen Bedeutungserklärungen übrigens einfach weggelassen. In den englischsprachigen Corpora finden sich dafür auch nur wenige Fundstellen: nur 6 im BNC und 14 im COCA:
In diesem Fall zeigt sich nun deutlich die Verteilung der Schreibvarianten nach sprachlichen Varietäten (BE vs. AmE), relativ unbeeinflusst von der Herkunft des Getränks. Allerdings ist die Zahlenbasis natürlich nicht so berauschend. Im DeReKo, also fürs Deutsche, liegt das Verhältnis bei immerhin 38 für kanadischer/Canadian Whisky (78%) zu 11 für kanadischer/Canadian Whiskey (12%), was aber innerhalb des Rahmens der allgemeinen Corpusverteilung von Whisky/Whiskey bleibt.
Insgesamt finden sich im amerikanischen COCA im übrigen 577 Treffer (15 %) für whisky, 3353 Treffer (85 %) für whiskey. Im britischen BNC 1646 Treffer (92 %) für whisky, 140 (8 %) für whiskey. Am Rande erwähnt sei noch, dass in Titel 27 des amerikanischen Code of Federal Regulations die Eigenschaften von whisky — nicht von whiskey! — auch für Produkte aus den Vereinigten Staaten festgelegt werden. Vielleicht wurde der Text von einem eingewanderten Schotten verfasst … In Annex 313 des NAFTA dagegen heißt es: Bourbon Whiskey und Tennessee Whiskey, aber Canadian Whisky.
Ort der Herkunft oder Ort der Wortverwendung — eindeutig geklärt werden kann diese Frage mit diesen Daten nicht. Zum Glück bin ich ja nicht pingelig … und mag den irischen Whiskey am liebsten, da könnte man ihn auch mit இ schreiben.
* Das BNC umfasst 100 Mio. Wortformen des britischen Englisch von 1980–1993, das COCA 450 Mio. Wortformen des amerikanischen Englisch von 1990–2012. Schon aufgrund der zeitlichen Differenz ist ein Vergleich nicht unproblematisch, ich hoffe aber einfach, dass die Verwendung des Ausdrucks whisk(e)y sich in dieser Zeit nicht wesentlich verändert hat. Ob die Corpora hinsichtlich ihrer Zusammensetzung vergleichbar sind, ist ebenfalls unklar. Die absoluten Zahlenwerte der einzelnen Corpora sind aufgrund deren unterschiedlicher Größe natürlich nicht direkt vergleichbar; in den Grafiken werden die prozentualen Verhältnisse der Varianten in den Corpora dargestellt.
Water of Life.
Ich zweifle bei derartigen Getränken ja immer, ob da wirklich jemand was schmeckt oder die Vorlieben eher anderweitig geprägt sind.
Gibt es dazu Untersuchungen?
Für mich ist das alles ununterscheid- und -genießbar, ich könnte genausogut Kerosin trinken.
Jet-A-Kerosin oder Jet-A-1-Kerosin?
Ich bevorzuge das gute schottische Keyroseen.
Und jetzt erklären Sie uns bitte noch den Unterschied zwischen Wodka und Vodka!
Aber gerne … es handelt sich (sehr wahrscheinlich) um ein „Problem“ der Transliteration der kyrillischen Schrift. Auf Russisch, d.h. in kyrillischer Schrift, wird das Getränk „водка“ geschrieben. Der anlautende Konsonant „в“ kann unterschiedlich in die lateinische Schrift übertragen werden: als „w“ oder als „v“. Im Deutschen hat sich offensichtlich die W-Schreibung durchgesetzt, aber die V-Schreibung ist nicht unmöglich (sie gilt als die wissenschaftliche Transliteration) und beispielsweise im Englischen die Übliche. Siehe auch russian-online.net unter „Transliterationsarten im Überblick“.
Ach so…
Und ich dachte, jetzt kommt so etwas wie:
Der Häufigkeit im PoPolSki nach zu urteilen, ist Wodka polnischer Vodka, während водка russischer Wodka ist, wohingegen 37,5% aller besoffenen Deutschen Wodka für eine von Gorbatschow erfundene Kampfdroge halten… ;-)
Und genau das ist auch die Antwort auf die Whisk(e)y-Frage. Denn das ist ja auch nur die Transkription der ursprünglichen gälischen Bezeichnung „uisge beata“ – „Wasser des Lebens“
wenn ich mich noch recht an die Aussage meines Whiskyhändlers erinnere, wurde in den 20iger und 30iger des letzten Jahrhunderts Unmengen an billig und schnell gebrannten Whisky in die USA verscherbelt. Um nicht gefahrzulaufen den Ruf des guten und teuren Whiskys nach unten zu ziehen, hat man für die Billigwhiskyvariante ein e in den Namen einzufügen.